Die Vogtey Hirzenach ist mit
ihrer Geschichte eng mit dem Leben mehrerer Frauen verknüpft.
Sunhild, geboren a.D. 1080
war die Enkelin von
Mathilde von Horburg, die den Hof Hirzenach und Bichishausen als Mitgift in
Ihre Ehe mit Graf Kuno von Lechsgemünd gebracht hatte.
Aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor, unter anderem eine
Tochter namens Adelheid, die nach dem geltenden Gewohnheitsrecht die Mitgift
ihrer Mutter nach deren Tod im Jahre 1092 erbte.
Dieses Gewohnheitsrecht setzte sich fort, in dem deren damals noch unverheiratete Tochter Sunhild nach dem Tod ihrer Mutter Adelheid in den Besitz von Hirzenach gelangte.
Da sie, Dank der
weitsichtigen Erziehung ihrer Mutter, nicht nur Sticken und Nähen gelernt
hatte, sondern auch schreiben und lesen konnte, war Sunhild in der Lage, den
wertvollen Hof allein zu führen.
Auf dem Grundbesitz stand auch eine Wallfahrtskapelle zu Ehren des
Hl. Bartholomäus, eine Stiftung des Pfalzgrafen Otto I. (1035-1045). Zu den
vielen Wallfahrern gehörte auch Kaiser Heinrich IV., der die Kapelle mehrfach besuchte. In seinem
Gefolge stand auch der junge Ritter Erlolf, Herr der Burg Sterrenberg, die auf
der anderen Rheinseite gelegen ist. Ihm gehörten auch die benachbarten Ländereien Rheinbay,
Weiler, Holzfeld, Karbach, Bullingesheim und Quintenach.
Kaiser Heinrich war von der Kapelle und dem Anwesen so angetan,
dass er wiederholt den Wunsch äußerte, ein Kloster anstelle der Kapelle
errichten zu wollen. Nicht selten führten solche kaiserlichen Wünsche zur Enteignung, und
Sunhild fürchtete um ihren Besitz.
In dieser Situation lernte
sie den Ritter und Reichsminesterialen Erlolf von Sterrenberg näher kennen, und
bald beschlossen die Beiden den Bund fürs Leben zu schließen. Sie planten,
Hirzenach dem Kaiser zum Geschenk zu machen und dafür die Vogteirechte
zugesprochen zu bekommen.
Mit der Hochzeit Sunhilds im
Jahr 1098 bekam ihr Gatte Erlolf von Sterrenberg automatisch die
Handlunsberechtigung über ihren Besitz und Sunhild konnte die Verantwortung in
die Hände ihres Gatten legen. So zog sie als Burgherrin zu ihrem Mann auf Burg
Sterrenberg und schenkte ihm noch im gleichen Jahr einen Stammhalter, den sie Berwich
nannten.
Nachdem ihr Gatte die
Vogteirechte erhielt, leitete sie wieder die Bewirtschaftung ihres Hofes und
kümmerte sich aufopfernd um alle Menschen, die auf dem Anwesen lebten.
Zu den vielen Reisen, die
ihr Mann zu unternehmen hatte, begleitete sie ihn gern bis ins hohe Alter.
Alle blau dargestellten Texte sind historisch belegt,
siehe Quellennachweise zurück